Wir schließen …

Wir schließen …

Liebe Freunde, Kunden und Wegbegleiter,

Wenn ein Jahr zu Ende geht, schauen wir gern zurück. Mein 2023 hat privat sehr gut begonnen, wir sind unerwartet zu einer kleinen Erbschaft gekommen und haben uns einen Lebenstraum erfüllt und ein altes Wohnmobil gekauft mit dem wir dann sehr viel unterwegs waren. Geschäftlich betrachtet war das Jahr 2023 eine Katastrophe. Ich frag mich selbst immer wieder, wie ich überhaupt überlebe vom Leben sind – wir weit entfernt. Monat für Monat muss ich die Rechnungen hin und her jonglieren, damit es sich irgendwie ausgeht. Als ich damals meine Wohnung verkaufte und die € 85.000,- die übrig waren in den Laden steckte, war mir völlig klar, dass ich damit nicht reich werde. Das war auch nie das Ziel, ist eh nur Geld. Wir kommen gerade so durchs Leben, Hanna geht arbeiten, ihr Lohn ist für die Wohnungsmiete und den Rest stemm ich irgendwie. Nun hat sich aber etwas Gravierendes verändert bzw. haben wir uns zu einem großen Schritt fest entschlossen. Wir möchten ein Baby. Und das verändert alles. Dann reicht es mir nicht, irgendwie zu überleben, dann möchte ich meinem Kind ein normales Leben bieten können, so wie ihr es auch macht. Ich möchte nicht von Monat zu Monat zittern und hoffen, dass noch wer einkaufen kommt und ich meine Rechnungen zahlen kann. Natürlich haben wir es uns ganz anders vorgestellt, vor sieben Jahren als wir vor diesem Riesen-Schritt standen, den Laden zu eröffnen. Euphorisch blickten wir in die Zukunft, auch wenn wir beide die einzigen waren, die daran geglaubt haben. Nun sind wir endgültig von der Realität eingeholt worden und ich muss zugeben, ich nehm es persönlich. Ich habe mittlerweile über 1000 Produkte im Sortiment, d.h. alles bis auf Fleisch, ALLES. Und für Viele ist alles nicht genug. Außerdem habe ich mich immer bemüht, euch einen fairen Preis anzubieten und das weiß jeder, der in einem anderen Bioladen einkaufen war, wir sind teilweise 30% günstiger aber für manche (die übrigens eh nie bei uns einkaufen, sondern nur davon reden) sind wir überteuert. Da bleibt mir nichts anderes übrig, als es persönlich zu nehmen. Wenn ich Nachbarn, Bekannte, Gemeinderäte, usw. sehe, wie sie beim Laden vorbei gehen und sich bemühen, aktiv weg zu schauen, mich nicht einmal grüßen wollen, dann muss ich es leider persönlich nehmen. Bernd, ein Stammkunde aus Strengberg sagte mir, dass er es nicht versteht. Auch wenn man jemanden nicht mag oder wenn man anderer Meinung ist, die gemeinsame Sache müsste doch reichen. Wenn man faire und gesunde Lebensmittel möchte, dann müsste man diese trotzdem bei uns kaufen, alleine wegen der gemeinsamen Sache. Nein, man gibt sein Geld dem gesichtslosen Konzern und wundert sich immer wieder, warum die „Kleinen aussterben“. Die österreichische Biobranche war 2023 zu allerersten Mal rückläufig. Mein Gemüsebauer erzählte mir, dass er einige Bauern kennt, die wieder konventionell anbauen, damit sie ihre Produkte verkauft bekommen. Ähnliches höre ich immer wieder von anderen Produzenten. Die Biobranche kollabiert momentan und es wird alles zerstört, was wir uns die letzten Jahrzehnte aufgebaut haben. Es dauert nicht mehr lange und wir haben dann nur die Möglichkeit, bei den Großkonzernen einzukaufen, dann haben wir keine Wahl mehr weil wir jetzt alles zerstören. Wir könnten noch länger durchhalten, dank unserer tollen Stammkunden. Doch ich möchte nicht, dass erst wenn das Baby da ist, ich alles umstellen muss, ich bereite mich jetzt darauf vor. Darum habe ich den Entschluss gefasst, den Laden mit 30.6.2024 zu schließen. Bis Mitte April besteht die Möglichkeit, den Laden für eine faire Ablöse zu übernehmen. Wenn sich bis dahin niemand findet, kündige ich den Mietvertrag und ab 1. Juli gibt es keinen Tante Hanna Laden mehr. Ich sag es ganz ehrlich, wenn der/die Partner/in arbeitet, kann man mit dem Laden davon leben aber man kann keine Familie damit ernähren.

Egal wie es kommt, ich verliere sehr viel Geld und ich muss dann mit 45 Jahren nochmal von vorne beginnen. Darum möchte ich meine treuen Stammkunden nochmals, ein letztes Mal bitten, uns die nächsten sechs Monaten so viel zu unterstützen wie es nur geht damit der finanzielle Verlust weniger wird und wir nicht bereits früher schließen müssen.

Ich möchte mich außerdem bei all denen entschuldigen, die jetzt traurig darüber sind, doch bitte glaubt mir, niemanden tut es so sehr weh wie mir. Ich habe sechseinhalb Jahre alles rein gesteckt, so viel Herzblut, Schweiß und Tränen und auch wir wissen nicht, wo wir dann ab 1.7. einkaufen gehen können.

Es tut weh und der Laden fehlt mir jetzt schon …

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