Aufgeben ist keine Option
Liebe Alle,
viele von euch haben es vielleicht schon gehört, wir schließen den Laden nicht ganz … Nach der Bekanntgabe der Schließung sind unsere Stammkunden fassungslos auf uns zugekommen und haben immer wieder gefragt, was sie tun können, damit der Laden bleibt. Gemeinsam haben wir nachgedacht, nach Lösungen gesucht. Denn Einiges vereint uns, die Liebe zu guten Lebensmitteln und zum Umweltschutz. Diese beiden Punkte werden im Handel meist nicht erfüllt, also nicht wirklich, nur marketing-technisch. Dann betreiben wir seit dreieinhalb Jahren einen Webshop und dieser läuft immer besser, auch aus dem Grund, weil die meisten kleinen Bioläden im deutschsprachigen Raum bereits geschlossen sind. In Deutschland sind es konkret 90%, bei uns ähnlich hoch. Es trifft die ganze Biobranche, Denns z.Bsp. hat allein in Deutschland über 300 Filialen letztes Jahr schließen müssen. Bio ist auch offiziell rückläufig, auch Supermärkte und Discounter eingerechnet und das zum allerersten Mal, das gab es noch nie. Leider haben das nur ganz wenige begriffen, dass uns das alle etwas angeht, dass es um unsere Lebensgrundlage geht. Bei den ganzen Umweltkatastrophen wie Abholzung, Überfischung, Vermüllung, Massentierhaltung, Vergiftung des Bodens und das damit verbundene Insektensterben. Wir schlittern in unseren Untergang und die meisten von euch verlassen sich auf die Politik anstatt es selbst in die Hand zu nehmen. Es würde funktionieren, man sieht es gerade. Euer Einkauf ist der wichtigste Stimmzettel, die letzten zwei Jahre haben dies bewiesen, ihr kauft nicht mehr Bio und die Läden schließen. So einfach würde es auch gehen wenn ihr die Richtigen boykottieren würdet. Stell dir vor, du wärst genauso nachtragend bei den Konzernen wie du es bei uns bist. Aus den sieben Jahren Erfahrung weiß ich, dass uns „Kleinen“ jeder „Fehler“ das Genick brechen kann, man schaut uns furchtbar genau, mit Lupe auf die Finger und jedes Wort wird auf die Goldwaage gelegt. Ich könnte ein ganzes Buch schreiben mit Ausreden, warum man bei uns nicht einkaufen kann, z.Bsp. waren wir Thema am Mittagstisch in einer größeren Firma im Ort weil unsere Paprika unverpackt im Regal liegen, jeder Urlaub wird mir vorgeworfen, jeder Kilometer, den ich mitm Auto fahre und außerdem sind unsere Produkte so und so viel zu teuer, ohne Preise zu vergleichen oder Qualität. Meine Mitmenschen haben mich so sehr enttäuscht, dass ich mich immer öfter beim Gedanken erwische, einfach aufzugeben, das Handtuch zu werfen und abzuhauen, weit weg. Das hat mich sehr viel meiner Lebensfreude gekostet – die letzten sieben Jahre. Ich wollte die Welt retten, das war mein Hauptmotiv, es ist auch eure Welt, die eurer Kinder und Enkelkinder. Warum seid ihr nicht so hartnäckig und erbarmungslos bei den Weltzerstörern, warum boykottiert ihr die nicht? Warum immer nur auf die Kleinen? Weil es einfacher ist? Oder wartet ihr auf die Rettung durch die Politik? Eines kann ich euch sagen, das wird nix. Was haben sie bis jetzt mit der CO2 Steuer gerettet? Unsere Gemeindepolitiker kaufen seit Anfang an nicht bei uns ein und unser grüner Gesundheitsminister wird fotografiert, wie er bei McBlöd seinen Burger frisst. So sind sie … Sie reden auch seit sieben Jahren, dass sie uns, müllvermeidenden Unternehmen Steuerzuckerl ausarbeiten und weißt du, was rausgekommen ist? Nix, wieder nix. Außer ein neues Gesetz, dass mich dazu verpflichtet, mich Bio zertifizieren zu lassen weil ich mehr als € 20.000,– Jahresumsatz mit offenen Bio-Lebensmitteln mache, die eh schon zertifiziert sind. Kostenpunkt ca. € 1.000,– im Jahr, d.h. ein ganzes Monat Arbeit für den Schwachsinn. Außerdem, es gilt nur für uns Kleinen, die Großen gehören zur Lebensmittelindustrie und da gelten andere Gesetze, also weniger Vorschriften durch mehr Lobbyismus und Korruption. Auf irgendwelche Steuerzuckerl oder Unterstützungen warte ich immer noch. Ich möchte auch keine aber auch keine Bestrafungen, ich möchte in Ruhe gelassen werden, das ist alles. Vater Staat und dem dazugehörigen Apparat ist die Umwelt völlig egal, auch die kleinen Betriebe sind unwichtig und du bist nur solange wichtig, solange du hirnlos konsumierst und Steuern zahlst, nur solange du die Melkkuh bist und sie mit deinem Geld in Saus und Braus leben können. Stichwort „koste es, was es wolle“.
Siehst du das nicht, wie es in die falsche Richtung geht und dass es jeder von uns selbst in der Hand hat? Wann übernimmst du die Verantwortung für dein Handeln wie es ein kluger, freier Mensch machen würde? Ich möchte dir drei meiner Lieblingszitate von Albert Einstein mitgeben, die auch heute zutreffend sind.
- Zwei Dinge sind unendlich, das Universum und die menschliche Dummheit, aber bei dem Universum bin ich mir noch nicht ganz sicher.
- Die reinste Form des Wahnsinns ist es, alles beim Alten zu lassen und gleichzeitig zu hoffen, dass sich etwas ändert.
- Eine neue Art von Denken ist notwendig, wenn die Menschheit weiterleben will.
Was du nun daraus machst, ist mir völlig wurscht. Ich geh meinen Weg, ganz egal, was man über mich denkt oder sagt und mir ist es mittlerweile auch egal, wenn du beim Laden vorbei gehst und mich aktiv ignorierst, nicht grüßen kannst, weg schaust. Ich seh das, ich schau nicht weg. Lange hat es weh getan, jetzt ist es absolut egal weil diese Menschen mir auch nun egal sind.
Ich hab Folgendes beschlossen, außer, dass mir eure Ausreden am A… vorbei gehen und ich sie nicht mehr hören will:
Ich fokussiere mich auf Menschen, die Rückgrat haben, Menschen, die Positives anstreben, die eine bessere Welt für ihre Nachkommen möchten, an Menschen, die sich ihrer Verantwortung bewusst sind und diese wahr nehmen, an Menschen, die nach Lösungen anstatt Ausreden suchen, an die guten Menschen unter euch … und … werde deswegen den Laden weiter führen und zwar immer Freitags. Für Montag bis Donnerstag suche ich mir einen Job um Geld zu verdienen und Freitags verbringe ich meine Zeit mit tollen Menschen und mach aus dem Laden ein Hobby. Die Illusion, die Welt zu retten habe ich bei Seite gelegt, das könnt ihr schön alleine machen oder mit euren gewählten Politikern, Hand in Hand mit Nestlé, Coca Cola, P&G, PepsiCo, Unilever und den sogenannten Regional-Läden. Übrigens, regional ist nicht gleich sauber und gut, regional heißt, dass das Glyphosat regional gesprüht wird, vor deiner Nase.
Meine Türen sind dann Freitags für die Guten geöffnet, die Dampfplauderer, die die letzten sieben Jahre mit Ausreden verbracht haben, sind ausdrücklich nicht willkommen, ich brauche und möchte euch nicht und ich lass mich von euch nicht mehr misshandeln für euren Seelenschrott und für eure leeren Worte. Ich möchte dann die Freitage mit feinen Menschen verbringen. Wir machen dann Party, führen weiterhin gute Gespräche, unterstützen uns gegenseitig, machen uns eine kleine, feine, ehrliche Welt. Ich freue mich schon so sehr darauf, dass ich es kaum erwarten kann. Das verdanke ich euch, meinen echten Kunden und Freunden, die uns wirklich unterstützt und mit uns Lösungen gesucht haben. Ihr seid unbezahlbar und ihr wisst nicht, wieviel es mir bedeutet, es lässt mich nicht aufgeben, es macht mir Hoffnung. Ich liebe euch weil ihr so seid, wie ihr seid und ich hoffe, dass wir noch viele gemeinsame Jahre haben.
Das neue Projekt startet Mitte September, bis 19. Juli ist alles wie bisher. Die zwei Monate dazwischen sind wir im Urlaub. Wir fahren mit unserer alten Hilde Richtung Griechenland. Genaueres folgt noch.
So, das war mal das Wichtigste. Wir sehen uns – und wenn nicht – egal 😊